Die Zweite-Fußballbundesliga-Logo-Tabelle

Achim Schaffrinna vom Designtagebuch hatte die wunderbare Idee, sich mit der gestalterischen Qualität der Logos und Wappen der Bundesligavereine zu beschäftigen. Die Idee möchte ich aufgreifen und auf die 2. Fußballbundesliga übertragen, die mich ja noch viel mehr interessiert. Meine Tabelle der Topliga hätte sich deutlich von seiner unterschieden, das gebe ich zu. Das zeigt aber die Subjektivität, die diesem doch recht emotionalen und traditionsbeladenen Thema eine gewisse Spannung verleiht.

Im Vergleich zur ersten Liga herrscht eine regelrechte Formenvielfalt. Die Raute kommt hier nur zweimal zum Einsatz, die reine Kreisform sieben Mal. Ansonsten gilt weitestgehend auch in der zweiten Liga das, was Achim schon in seinem Beitrag zur ersten zusammengefasst hat. Kaum ein Emblem, in dem der Sport selbst visualisiert wird. Das Gesamtniveau ist aus meiner Sicht dennoch ein wenig höher als in der Bundesliga. Aber lange Rede, kurzer Sinn, meine Zweite-Bundesliga-Logo-Tabelle sieht folgendermaßen aus:

  1. Fußball-Club Köln 01/07 – Ohne Frage das Meisterlogo der 2. Bundesliga. Das Wahrzeichen der Stadt (Kölner Dom) in Kombination mit einem sympathischen Maskottchen (Geißbock Hennes) und einer aggressiv wirkenden, aus der Tradition entstandenen simplen Farbgebung (Rot und Weiß sind die Farben der Hanse, die Köln zusammen mit Lübeck begründete). Gehört erstklassig.
  2. F.C. Hansa Rostock – Tolles und einzigartiges Wappen. 1965 sogar basisdemokratisch gewählt. Welcher andere Verein kann schon von sich behaupten, ein Schiff – genauer gesagt eine Kogge – im Wappen zu tragen? Die Segel zieren den Greif als Rostocker Wappen- und Schutztier, die Farbgebung leitet sich von den Farben der Hansestadt ab. Der Vogel erweckt den Eindruck der Stärke. Die Kogge scheint unsinkbar.
  3. Offenbacher Fußball Club Kickers 1901 – Ein Traditionsverein braucht ein traditionelles Wappen. Der deutsche Vizemeister von 1950 und 1959 und Pokalsieger von 1970 macht es vor. Einfarbig zeigt es ein heute in den Stadien selten gewordenes Fanutensil, die Fahne in der in den Fünfzigern üblichen klaren und unverspielten Typografie. Der stilisierte Lederball erinnert an Zeiten, als Fußball noch verpöhnt und Turnen der Sport der Massen war. Schlicht schön.
  4. Braunschweiger Turn- und Sportverein Eintracht von 1895 – Hier oben würde ich den BTSV gern auch sportlich sehen. Die Braunschweiger Raute ist prägnant, wenn schon nicht der dort aktuell gespielte Fußball. Harmonische Farbkombinationen — das Blau-Gelb und der rote Braunschweiger Löwe, der König der Tiere. Zumindest 1967 führte er den Verein zum einzigen königlichen Titel, der deutschen Meisterschaft. Ein Wehrmutstropfen: das alte Wappen war natürlich noch viiiiieeel besser.
  5. TSV München von 1860 – Auch hier ist das gestalterische Hauptelement gewissermaßen der Braunschweiger Löwe, genauer gesagt das Zeichen des Gründers der Stadt München: Heinrich der Löwe. Er wirkt hier noch kraftvoller als beim Original, das reine Schwarz verstärkt diesen Eindruck noch. Dennoch, die Farblosigkeit lässt einen Aufstiegsplatz in der Logotabelle einfach nicht zu, dafür besticht die seltene Form.
  6. Rot-Weiss Essen 1907 – Ein Wappen, das die Designwelt spalten dürfte. Der Eine meint, die Vergewaltigung der drei Buchstaben RWE gehört verboten, der Andere – so auch ich – sieht es als einen hervorragenden Beleg dafür, wie man Buchstaben harmonisch miteinander verknüpfen und zu einem neuen Ganzen zusammenfügen kann. Dabei spielt die einfache, aber im Namen fest verankerte Farbgebung eine besondere Rolle.
  7. Meidericher Spielverein 02 Duisburg – Gewissermaßen das gedrehte RWE-Logo in Blau. Auch hier eine rein typografische Lösung, die keinem weh tut. Die Variante mit Zebra, das als Maskottchen aus den gestreiften Trikots hervorging, gefällt mir grundsätzlich besser. Aus Gründen der schwierigeren Lesbarkeit würde sich bei Verwendung des Zebras der Wegfall des Rundumschriftzuges anbieten.
  8. Spielvereinigung Unterhaching – Fußball und Bobsport. Das ist die SpVgg Unterhaching. Klar, dass das auch im Wappen deutlich werden muss. Diese ungewöhnliche Kombination macht das Logo sympathisch. Allerdings ist der Bob etwas zu dominant und für meine Begriffe nicht stilisiert genug. Ebenso der Ball. Hier wäre weniger mehr gewesen. Auch die Typo ist mir hier etwas zu langweilig. Die Farbgebung ist Gewöhnungssache, dafür gefällt die Wappenform.
  9. Fußballclub Carl Zeiss Jena – Stadtfarben = Vereinsfarben. Diese Gleichung gilt auch in der Thüringer Universitätsstadt. Blau, gelb und weiß sind die tragenden Elemente des dreifachen DDR-Meisters, wobei mir das farblose Weiß zu sehr überwiegt. Leider erinnert das Vereinssymbol zu stark an das alte Logo des Namensgebers Carl Zeiss, was ich als kommerzkritischer Fußballfan nicht gut heißen kann. Auch wenn die Jenaer tatsächlich eine typische Betriebssportgemeinschaft, also gespickt mit Angestellten des stiftenden Unternehmens war. Hab ja selbst mal in einer BSG gespielt …
  10. 1 FC Kaiserslautern – Weiter gehts mit der mehr als legitimen stadtbezogenen Farbgebung. Am nordwestlichen Rand des Pfälzerwaldes ist dies wie die Zutat zu fettigen Pommes: Rot-Weiß. Ich war noch nie dort, aber genauso stelle ich mir die Stadt vor: langweilig. Vielleicht symbolisiert die Einfachheit aber auch nur den Charakter der Pfälzer? Einen Bonuspunkt, der die Platzierung im Tabellenmittelfeld erklärt, hat das Wappen aber: die dicken Zeichen drücken ein gewisses Selbstbewusstein aus.
  11. Turn- und Spielvereinigung Koblenz 1911 – Tja, ich weiß nicht. Ich mag die Farben, ich mag die Raute. Aber das völlig unlogisch gesetzte »TuS« erschließt sich mir partout nicht. Von sportlicher Dynamik im Wappen auch keine Spur. Rheinland-Pfälzer Sportsignets besitzen offensichtlich wenig Aussagekraft. Schade.
  12. Sport-Club Freiburg – Ein klarer Pluspunkt für die seltene Form. Zehn Minuspunkte aber für den Greifenkopf (Münzzeichen der Stadt). Sieht aus, als müsste sich der Vogel gleich übergeben. Respekt flößt das dem Gegner sicher nicht ein. Vielleicht herrschten 1912 – so lange müssen die Breisgauer den Greif und die Farbkombination bereits ertragen – aber noch andere Assoziationen. Der Ansatz mit dem Buchstabensalat ist gut, aber leider schlecht umgesetzt. Vielleicht hätte man auf das F verzichten und es beim SC belassen sollen.
  13. FC Augsburg 1907 – Aus Wikipedia: »Die offizielle heraldische Beschreibung des Augsburger Wappens nennt ein Rot und Silber gespaltenes Schild, auf dem sich eine grüne Zirbelnuss auf ebenso grünem Kapitell befindet. Dementsprechend sind die Stadtfarben rot-grün-weiß. Die Zirbelnuss war als stilisierter Pinienzapfen das Feldzeichen der römischen Legion des Römerlagers und wurde zum Symbol der späteren römischen Hauptstadt der Provinz Raetia. Noch heute findet sich die Zirbelnuss auf zahlreichen Gebäuden und Mauern im gesamten Stadtgebiet als Zeichen Augsburger Würde.« Gut, wenn man das weiß … Auf jeden Fall deutlich besser als das Alte.
  14. FC Erzgebirge Aue – Gleich vorweg: ich trauere dem Wismut-Kultwappen hinterher. Über das traditionelle Lila kann man streiten, es ist auf jeden Fall markant und im Fußball selten. Was sich die Designer aber mit der Spationierung des Stadtnamens gedacht haben, bleibt im Dunkeln. Wer mit der Gnade eines derart kurzen Namens beschenkt wurde, sollte das auch zu seinem Vorteil nutzen. Wie gesagt, das alte Wappen macht es ja vor. Das in der Mitte eingesetzte Stadtwappen verpufft leider in der verwendeten Farbkombination. Es ist schwer zu deuten. Interessanterweise taucht das alte Wappen auch zuweilen auf der Vereinsseite auf.
  15. Sportverein Wacker Burghausen – Schwer, überhaupt etwas zu diesem Wappen zu sagen. Es ist von der Form, von der Farbigkeit, von der Schrift, vom gesamten Eindruck dermaßen langweilig, dass der erste Abstiegsplatz verdient ist und wir lieber gleich zum nächsten Platz weitergehen. Es passt zu einem Kleinstadtverein.
  16. Karlsruher Sport Club von 1894 Mühlburg-Phönix – Siehe Burghausen, nur noch schlimmer. Das Wappen sagt nichts aus, ist absolut austauschbar. Wenigstens etwas Dynamik kann ich mit guten Willen den schräggestellten Buchstaben entnehmen.
  17. Spielvereinigung Greuther Fürth – Die SpVgg ist ein Zusammenschluss der Vereine TSV Vestenbergsgreuth und SpVgg Fürth. Bei der Hochzeit wurden die bisherigen Erkennungsmerkmale zusammengeführt. Aus Fürth nahm man das dreiblättrige grüne Kleeblatt, aus Vestenbergsgreuth einen rot gefütterten schwarzen Holzschuh. Bei dem Schuh handelt es sich um das Wappen der Familie Holzschuher, einer alten fränkischen Patrizierfamilie. Glücklicherweise zeigte man bei den Farben grün und weiß den selben Geschmack, so dass am Ende nicht gar ein Regenbogenlogo herauskam. Nichtsdestotrotz soll der schmutzig wirkende Verlauf silber darstellen, um »hochwertig, zeitlos und für Modernität« zu stehen. Leider sieht man das Silber nur mit viel Phantasie, es wirkt einfach dreckig und schlimmer noch, billig. Daher bleibt hier leider nur der vorletzte Platz, was auch die verwendete Trade Gothic nicht mehr verhindern kann.
  18. SC Paderborn 07 – Drei verschiedene Schriftschnitte/-größen in einem durch zwei Buchstaben und einen schwarzen Balken durchbrochenen Kreis. Erstgenanntes ist typografisch gesehen ein No-Go auf solch kleinem Raum. Da ist der Versuch, Spannung durch eine „interessante Farbkombination“ zu erzeugen vergeudede Designmühe. Ein verdienter letzter Platz.

Den Deutschen Designpreis gewinnt sicher keiner der derzeitigen Zweitligavereine. Dennoch, es könnte schlimmer sein. Man stelle sich nur vor, Hoffenheim, Wilhelmshaven oder Rot-Weiß Ahlen würden aufsteigen. Was mich allerdings verwundert sind die Vereine, die vor nicht allzu langer Zeit ein Redesign vornahmen, zum Beispiel Greuter Fürth, Eintracht Braunschweig oder Erzgebirge Aue. Warum gestaltet man das Ganze bei der Gelegenheit dann nicht etwas moderner und fetziger? Es muss ja nicht gleich dem amerikanischen Profisport nachgeeifert werden, aber etwas mehr Pep wäre toll, ohne die traditionellen Werte zu vernachlässigen, die den Fans so heilig sind. Der VfL Wolfsburg hat mit seinem »Nach-oben-offen«-Logo bereits einen guten, wenn auch noch nicht perfekten Ansatz geliefert.

Ach so, bevor das Phrasenschwein noch fasten muss, sollte man bei alledem nicht vergessen: Die Wahrheit liegt immer noch auf dem Platz. Es nützt das tollste Logo nichts in der Regionalliga.